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Pfefferminzöl: Chemische Zusammensetzung, Klassifizierungen und Sicherheitsaspekte

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Pfefferminzöl (Mentha spicata) ist ein aromatisches ätherisches Öl, das weltweit in Duftstoffen, Mundhygieneprodukten, Kosmetika und der Aromatherapie verwendet wird. Es wird für sein erfrischendes Aroma und seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile geschätzt, enthält aber auch bioaktive Chemikalien, die bei Missbrauch ein Risiko darstellen können. Das Verständnis seiner chemischen Zusammensetzung, Klassifizierung und seines toxikologischen Profils ist für die sichere Handhabung und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften von entscheidender Bedeutung.


Chemische Zusammensetzung und Eigenschaften

Bestandteil

CAS-Nummer

Typischer Bereich %

Chemische Klasse

Hauptmerkmale

Carvone

6485-40-1

50–65%

Oxidiertes Monoterpen

Minzgeschmack; Hautsensibilisator

Limonene

5989-27-5

10–20%

Monoterpenkohlenwasserstoff

Zitrusduft; reizt die Haut

β-Myrcene

123-35-3

5–10%

Monoterpenkohlenwasserstoff

Holziges Aroma; möglicherweise krebserregend

1,8-Cineole

470-82-6

≤1%

Oxidiertes Monoterpen

Kampferaroma; reizt die Atemwege

Physikalische Eigenschaften (ähnlich wie typisches Pfefferminzöl):

  • Aussehen: Klare bis hellgelbe Flüssigkeit

  • Dichte: 0,900–0,936 g/cm³ bei 20 °C

  • Brechungsindex: 1,486–1,491

  • Löslichkeit: Unlöslich in Wasser; löslich in Alkohol und Ölen


Chemische Klassifizierung

GHS-Klassifizierung – Beispiele für Hauptbestandteile:

  • Carvone: Skin Sensitizer (Kategorie 1) – H317

  • Limonene: Skin Irritant (Kategorie 2) – H315; Skin Sensitizer (Kategorie 1) – H317; Hazardous to aquatic environment (Acute 1 / Chronic 1) – H400/H410

  • β-Myrcene: Flammable Liquid (Kategorie 3) – H226; Kann vermutlich Krebs erzeugen (Kategorie 2) – H351


Regulatorische Referenzen:

  • GHS/CLP: EU-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung)

  • IFRA-Standards: Festlegung von Grenzwerten für die Verwendung carvonhaltiger Öle in Duftstoffkompositionen zur Reduzierung des Sensibilisierungsrisikos.

  • REACH/ECHA: Registrierung und Gefahrenmeldung für Inhaltsstoffe, die die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten, erforderlich.


Gefährliche Chemikalien in Pfefferminzöl

Chemische Substanz

Bedrohungsbedenken

Verordnung

Carvone

Kann bei empfindlichen Personen allergische Hautreaktionen hervorrufen.

Für Kosmetik gelten IFRA-Grenzwerte

Limonene

Reizend; die oxidierte Form ist ein starkes Allergen; giftig für Wasserorganismen

Muss gemäß CLP gekennzeichnet werden, wenn in Gemischen >0,1 %

β-Myrcene

Potenziell krebserregend für Nagetiere; entzündlich

Aufgrund möglicher Einschränkungen auf die REACH-Kandidatenliste gesetzt

Expositionswege und relative Toxizität

Expositionsweg

Konsequenzen

Relatives Risiko

Inhalation

Hohe Konzentrationen können Kopfschmerzen, Schwindel und Atemwegsreizungen verursachen.

Mäßig

Durch die Haut

Kann Reizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen; das Risiko steigt bei Peroxid.

Mäßig

Schlucken

Kann Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Depressionen des zentralen Nervensystems verursachen; in kleinen Dosen giftig für Kinder

Hoch

Für die Augen

Starke Reizung und Tränenfluss; normalerweise nicht lebensbedrohlich

Niedrig-mäßig

Giftigster Aufnahmeweg: Einnahme von unverdünntem Öl, insbesondere durch Kinder und Haustiere, aufgrund der schnellen systemischen Absorption der konzentrierten Monoterpene.


Sicherheits- und Anwendungsempfehlungen

Für Industrie und Verbraucher:

  • Verdünnung: Für die topische Anwendung wird eine Verdünnung von ≤2 % in einem Trägeröl empfohlen.

  • Aufbewahrung: In dunklen Glasflaschen aufbewahren, vor Licht und Hitze schützen, um die Oxidation zu verlangsamen.

  • Erste Hilfe:

    • Einatmen: An die frische Luft bringen.

    • Hautkontakt: Mit Wasser und Seife waschen; bei anhaltender Reizung ärztlichen Rat einholen.

    • Verschlucken: Kein Erbrechen herbeiführen, sofort einen Arzt aufsuchen.

    • Augenkontakt: 15 Minuten lang mit Wasser spülen; wenn die Symptome anhalten, einen Arzt aufsuchen.


Compliance-Richtlinien

  • Produkte, die Pfefferminzöl enthalten, sollten gemäß den GHS/CLP-Gefahrenhinweisen gekennzeichnet werden.

  • Um Sensibilisierungsprobleme zu vermeiden, sind die IFRA-Standards für Duftstoffformulierungen einzuhalten.

  • Hersteller in der EU und Großbritannien sollten die REACH-Registrierungsanforderungen und Sicherheitsdatenblätter einhalten.

  • In den USA gelten die FDA-Richtlinien für Lebensmittel- und Kosmetikanwendungen.


Pfefferminzöl ist ein wertvolles Naturprodukt mit einzigartigen chemischen und aromatischen Eigenschaften. Seine bioaktiven Bestandteile erfordern jedoch einen sorgfältigen Umgang, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Durch das Verständnis des chemischen Profils, der regulatorischen Klassifizierungen und der Expositionswege können Hersteller und Verbraucher den Nutzen maximieren und gleichzeitig die Sicherheit gewährleisten.

 

Referenzen:

  1. European Chemicals Agency (ECHA) – Classification & Labelling Inventory.

  2. IFRA Standards, 51st Amendment (2023).

  3. Regulation (EC) No 1272/2008 (CLP Regulation).

  4. United States Food and Drug Administration (FDA) – Essential Oils in Foods and Cosmetics.

  5. Bakkali, F. et al. (2008). "Biological effects of essential oils – A review." Food and Chemical Toxicology, 46(2), 446–475.

 

 
 
 

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