Pfefferminzöl: Chemische Zusammensetzung, Klassifizierungen und Sicherheitsaspekte
- annolim

- 18. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Pfefferminzöl (Mentha spicata) ist ein aromatisches ätherisches Öl, das weltweit in Duftstoffen, Mundhygieneprodukten, Kosmetika und der Aromatherapie verwendet wird. Es wird für sein erfrischendes Aroma und seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile geschätzt, enthält aber auch bioaktive Chemikalien, die bei Missbrauch ein Risiko darstellen können. Das Verständnis seiner chemischen Zusammensetzung, Klassifizierung und seines toxikologischen Profils ist für die sichere Handhabung und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften von entscheidender Bedeutung.
Chemische Zusammensetzung und Eigenschaften
Bestandteil | CAS-Nummer | Typischer Bereich % | Chemische Klasse | Hauptmerkmale |
Carvone | 6485-40-1 | 50–65% | Oxidiertes Monoterpen | Minzgeschmack; Hautsensibilisator |
Limonene | 5989-27-5 | 10–20% | Monoterpenkohlenwasserstoff | Zitrusduft; reizt die Haut |
β-Myrcene | 123-35-3 | 5–10% | Monoterpenkohlenwasserstoff | Holziges Aroma; möglicherweise krebserregend |
1,8-Cineole | 470-82-6 | ≤1% | Oxidiertes Monoterpen | Kampferaroma; reizt die Atemwege |
Physikalische Eigenschaften (ähnlich wie typisches Pfefferminzöl):
Aussehen: Klare bis hellgelbe Flüssigkeit
Dichte: 0,900–0,936 g/cm³ bei 20 °C
Brechungsindex: 1,486–1,491
Löslichkeit: Unlöslich in Wasser; löslich in Alkohol und Ölen
Chemische Klassifizierung
GHS-Klassifizierung – Beispiele für Hauptbestandteile:
Carvone: Skin Sensitizer (Kategorie 1) – H317
Limonene: Skin Irritant (Kategorie 2) – H315; Skin Sensitizer (Kategorie 1) – H317; Hazardous to aquatic environment (Acute 1 / Chronic 1) – H400/H410
β-Myrcene: Flammable Liquid (Kategorie 3) – H226; Kann vermutlich Krebs erzeugen (Kategorie 2) – H351
Regulatorische Referenzen:
GHS/CLP: EU-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung)
IFRA-Standards: Festlegung von Grenzwerten für die Verwendung carvonhaltiger Öle in Duftstoffkompositionen zur Reduzierung des Sensibilisierungsrisikos.
REACH/ECHA: Registrierung und Gefahrenmeldung für Inhaltsstoffe, die die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten, erforderlich.
Gefährliche Chemikalien in Pfefferminzöl
Chemische Substanz | Bedrohungsbedenken | Verordnung |
Carvone | Kann bei empfindlichen Personen allergische Hautreaktionen hervorrufen. | Für Kosmetik gelten IFRA-Grenzwerte |
Limonene | Reizend; die oxidierte Form ist ein starkes Allergen; giftig für Wasserorganismen | Muss gemäß CLP gekennzeichnet werden, wenn in Gemischen >0,1 % |
β-Myrcene | Potenziell krebserregend für Nagetiere; entzündlich | Aufgrund möglicher Einschränkungen auf die REACH-Kandidatenliste gesetzt |
Expositionswege und relative Toxizität
Expositionsweg | Konsequenzen | Relatives Risiko |
Inhalation | Hohe Konzentrationen können Kopfschmerzen, Schwindel und Atemwegsreizungen verursachen. | Mäßig |
Durch die Haut | Kann Reizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen; das Risiko steigt bei Peroxid. | Mäßig |
Schlucken | Kann Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Depressionen des zentralen Nervensystems verursachen; in kleinen Dosen giftig für Kinder | Hoch |
Für die Augen | Starke Reizung und Tränenfluss; normalerweise nicht lebensbedrohlich | Niedrig-mäßig |
Giftigster Aufnahmeweg: Einnahme von unverdünntem Öl, insbesondere durch Kinder und Haustiere, aufgrund der schnellen systemischen Absorption der konzentrierten Monoterpene.
Sicherheits- und Anwendungsempfehlungen
Für Industrie und Verbraucher:
Verdünnung: Für die topische Anwendung wird eine Verdünnung von ≤2 % in einem Trägeröl empfohlen.
Aufbewahrung: In dunklen Glasflaschen aufbewahren, vor Licht und Hitze schützen, um die Oxidation zu verlangsamen.
Erste Hilfe:
Einatmen: An die frische Luft bringen.
Hautkontakt: Mit Wasser und Seife waschen; bei anhaltender Reizung ärztlichen Rat einholen.
Verschlucken: Kein Erbrechen herbeiführen, sofort einen Arzt aufsuchen.
Augenkontakt: 15 Minuten lang mit Wasser spülen; wenn die Symptome anhalten, einen Arzt aufsuchen.
Compliance-Richtlinien
Produkte, die Pfefferminzöl enthalten, sollten gemäß den GHS/CLP-Gefahrenhinweisen gekennzeichnet werden.
Um Sensibilisierungsprobleme zu vermeiden, sind die IFRA-Standards für Duftstoffformulierungen einzuhalten.
Hersteller in der EU und Großbritannien sollten die REACH-Registrierungsanforderungen und Sicherheitsdatenblätter einhalten.
In den USA gelten die FDA-Richtlinien für Lebensmittel- und Kosmetikanwendungen.
Pfefferminzöl ist ein wertvolles Naturprodukt mit einzigartigen chemischen und aromatischen Eigenschaften. Seine bioaktiven Bestandteile erfordern jedoch einen sorgfältigen Umgang, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Durch das Verständnis des chemischen Profils, der regulatorischen Klassifizierungen und der Expositionswege können Hersteller und Verbraucher den Nutzen maximieren und gleichzeitig die Sicherheit gewährleisten.
Referenzen:
European Chemicals Agency (ECHA) – Classification & Labelling Inventory.
IFRA Standards, 51st Amendment (2023).
Regulation (EC) No 1272/2008 (CLP Regulation).
United States Food and Drug Administration (FDA) – Essential Oils in Foods and Cosmetics.
Bakkali, F. et al. (2008). "Biological effects of essential oils – A review." Food and Chemical Toxicology, 46(2), 446–475.





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